Nigeria

Nigeria ist das Land mit der zweit grössten Öl- und Erdgasindustrie des Kontinents. Viele Geschichten umgeben das Land. So nennen viele Westafrikaner Lagos das «Headquarter» Afrikas. Laut, unübersichtlich, chaotisch, gefährlich und überfüllt sei die Stadt nach Ansicht vieler Menschen, die wir trafen. Diese Geschichten zogen uns an und wir wollten uns selbst ein Bild machen. Wir besuchten «Makoko», den wohl lebensunfreundlichsten Stadteil der riesigen Stadt, welcher fast komplett im Wasser gebaut ist

Das Land ist gross und hat ausser seiner Hauptstadt, den Boko Haram im Norden, ölverschmutzten Landstrichen im Süden, regelmässigen Entführungen im ganzen Land und den wahrscheinlich meisten Polizei und Militär Checkpoints des gesamten Kontinents einiges zu bieten. Diese Aufzählung mag abschreckend wirken, wir haben uns bei der Durchreise jedoch nie unsicher gefühlt und wurden, wo immer wir Halt machten, übernachteten oder Menschen bei ihrer Arbeit besuchten, immer freundlich und wohlwollen empfangen.

Wir durchquerten das Land von Westen nach Osten und begaben uns ins nigerianische Hinterland, um die Grenze nach Kamerun überqueren zu können. Da der einfach zu erreichende Grenzübergang im Süden des Landes geschlossen ist – auf der kamerunischen Seite herrscht ein Unabhängigkeitskrieg, welcher die Durchreise verunmöglicht – fuhren wir einen wahren abenteuerlichen Weg, welcher, ohne unseren perfekt dem Terrain angepassten Dötnius, nicht zu meistern gewesen wäre. Doch wie so oft, ist es abseits der Hauptrouten am schönsten. Unberührte, schon fast bergige Landschaften boten sich uns und Menschen, welche nur selten Touristen zu sehen bekommen erzählten uns von ihrem Leben. Gemeinsam mit Benzinschmugglern bewältigten wir verschlammte Hügelstrassen und halfen uns dabei gegenseitig an unsere Streckenziele zu gelangen.

Lagos – Der Hauptsitz Afrikas

Die Hauptstadt Nigerias hat heute offiziell 15 Millionen Einwohner, wobei man von einer Dunkelziffer von gegen 5 Millionen ausgeht. Täglich kommen zwischen drei bis vier tausend neue Menschen in der Stadt an mit der Hoffnung, fortan ein besseres Leben führen zu können und bessere Chancen zu haben. Es finden sich die ärmsten Viert in der Stadt, aber auch Stadtteile, in welchen die reichen Nigerianer gerne ihren Reichtum zur Schau stellen. Gewisse Viertel werden sich komplett selbst überlassen. Keine Polizei die für Recht und Ordnung sucht, aber auch keine Elektrizität oder teilweise gar keine Schulen. Auf Grund der schlechten Stromversorgung in der Stadt, hört man sowohl tagsüber als auch nachts, die lauten Stromgeneratoren ihre Arbeit verrichten.

Lagos ist chaotisch, überfüllt und mit Gegensätzen versehen, aber auch Heimat von Millionen von Menschen, welche eine Art Hass-Liebe-Beziehung mit ihrer Stadt führen. Sie ist sowohl Untergang und Chancenlosigkeit für viele, aber auch die leuchtende, hoffnungsvolle Stadt für die tausenden Neuankömmlinge. Zu uns war sie gut und wir durften lebenslange Freundschaften schliessen, mit Menschen, welche uns jeden Tag ihre Gastfreundschaft spüren liessen.

Das schwimmende Stadtviertel Makoko

Im nördlichen Teil von Lagos befindet sich der Stadtteil Makoko, welcher fast gänzlich im Wasser gebaut ist. Fast eine halbe Million Menschen nennen diesen Stadtteil ihr Zuhause. Bei unserem Besuch fuhren wir in einem Boot durch die Wasserwege des Viertels. Die Menschen leben zumeist von der Fischerei und neuerdings gibt es für die Kinder eine Schule. Sie wurde mit Geldern aus dem Ausland gebaute. Ein reisender Besucher hat vor ein paar Jahren den Notstand an Bildung für Kinder in dem von der Regierung vergessenen Quartier erkannt und Gelder gesammelt, mit welchen die Schule gebaut wurde und den Kindern jeden Tag eine warme Mahlzeit gekocht werden kann.

Makoko ist der lebensunwirklichste Ort, welchen wir auf unserer Reise bisher besucht haben und trotz allem Elend, wurden wir überall mit einem Lächeln begrüsst und (fast) alle Bewohner erfreuten sich ab unserem Besuch.

Holzverarbeitung à la Nigeria

Wo viele Bäume wachsen, wird das Rohmaterial zu häufen für den Bau von Häusern gebraucht. So auch im südlichen Nigeria, wo wenige Häuser aus Stein gebaut werden. Auf der Durchfahrt erspähten wir eine Sägerei und liessen es uns nicht nehmen, den Betrieb genauer zu betrachten. Der Besitzer führte uns herum und erklärte uns jeden einzelnen Schritt der Holzverarbeitung. Ohne genaue Massinstrumente zu haben, waren die fertigen Balken auf den Millimeter genau. Jahrelange Erfahrung der Arbeiter macht es aus und so können auch in Zukunft etliche Häuser gebaut werden. Trotz weniger Sicherheitsmassnahmen, passieren fast gar keine Arbeitsunfälle – versicherte uns der Chef der Produktion.

Land und Leute in Nigeria

Je näher wir der Grenze zu Kamerun kamen, desto ruraler wurde die Landschaft. Wir führen löchrige Passstrassen, ausgewaschene Erdwege und Hügelstrassen, welche von den Einheimischen nicht mehr zu bewältigen waren. Nach hunderten Checkpoints auf den Hauptachsen des Landes, waren wir im Hinterland Nigerias angekommen und überwältigt von der Schönheit der hügeligen Landschaft und den freundlichen Menschen.



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