Guinea

Die Einreise nach Guina war unsere erste abenteuerliche Grenzüberschreitung. Wir entschlossen uns einen mitten im Busch gelegenen Grenzübergang zu nehmen, welcher auf Grund der nahenden – oder bereits begonnen – Regenzeit nur schwer zu erreichen war und so waren wir auf die Hilfe der einheimischen Bevölkerung angewiesen, welche uns einen einigermassen passierbaren Weg zeigten. In Guinea angekommen mussten wir sogleich eine Fähre benützen, um über einen grossen Fluss zu kommen. Guinea begann für uns abenteuerlich und sollte sich auch so fortsetzen.

Das Land ist – wohl auch auf Grund der Reisezeit – sehr grün und grösstenteils unberührt. Nur wenige asphaltierte Strassen sind im Land zu finden. Die Chinesen schaffen hier Abhilfe und sind gerade daran die grösseren Strassen auszubauen. Da Guinea sehr rohstoffreich ist – vor allem Bauxit – liegt hier wohl die Hauptmotivation der ausländischen Investoren eine funktionierende Infrastruktur aufzubauen, damit die Rohmaterialen effizienter Abgeführt werden können.

Es ist das erste Land auf der Westroute, welches Berge hat, was uns ein wenig das Gefühl zu Hause zu sein fühlen liess. Wir durften atemberaubende Wasserfälle sehen, riesige Canyons und uns an der Neugier der heimischen Bevölkerung erfreuen. Die Menschen in Guinea sind äusserst freundlich und liessen uns durch ihre offene Art tief in ihre Kultur blicken.

Grenzerfahrung im Grenzbereich

Wo es keine Brücken über grosse Flüsse gibt, fährt in Afrika meist eine Fähre. Oft sind es kleine Boote, welche Menschen und Motorräder transportieren. Für Autos und vor allem für jene in der Grösse von Dötnius, gibt es nur wenige Fähren. So folgten wir nach unserem Grenzübertritt in Guinea den Spuren der Transportlastwagen und fanden eine Fähre. Da diese auf Grund von Reparaturen am heutigen Tag nicht fuhr, hiess es warten.

Wir freundeten uns mit den ebenfalls wartenden Lastwagenfahrern an. Diese transportierten Kohle aus dem Hinterland in die nächstgrössere Stadt Boké. Sofort bekundeten sie ihr Interesse an Dötnius und an unserer Reise. Oftmals ist es unser Fahrzeug, welcher das Eis mit den Einheimischen zum Brechen bringt. So verbrachten wir einen Abend am Lagerfeuer mit den Transporteuren und lernten viel über ihre Arbeit und ihr Leben. Viele von ihnen waren noch sehr jung. Durch ihre Arbeit war es ihnen nicht möglich zur Schule zu gehen. Es ist verständlich, dass sich zu ernähren wichtiger ist als die Schulbank zu drücken. Dennoch stimmte uns dies auch etwas traurig, da ihr Leben wahrscheinlich immer vom Tagelohn abhängig sein wird und sie nie wirkliche Chancen auf Veränderungen haben werden.

Menschen, Begegnungen und Erinnerungen

Die Menschen Guineas sind uns immer und überall höflich, neugierig und hilfsbereit entgegengetreten. Sei es bei einem Halt an einem Fluss, in welchem wir uns nach einer Woche ohne Dusche endlich wieder waschen konnten oder bei unserem Aufenthalt in Conakry, als wir auf der Suche nach Ersatzteilen für Dötnius waren. Immer wollten sie uns helfen, sich um uns kümmern, Fotos mit uns machen oder sich einfach austauschen.

Im Hochland Guineas kam es am eines morgens vor unserem Auto zu besonders berührenden Begegnungen. Wir schliefen auf einer Anhöhe Mitten im Nirgendwo. Als wir unser morgentliches Kaffee/Tee tranken, kamen vereinzelte Gruppen Menschen auf der Strasse vorbeigelaufen. Alle hielten an und versuchten mit uns zu sprechen. Da wir keine gemeinsame Sprache beherrschten, mussten Hände und Füsse zur Kommunikation herangezogen werden. Wir fanden schliesslich heraus, dass das ganze Dorf auf dem Weg zu einer Beerdigung im nächsten Dorf war. Keiner hatte jemals zuvor ein solches «Haus» wie wir es haben gesehen – es waren auch sehr alte Menschen dabei, was es für uns glaubwürdiger machte. Wir zeigten den neugierigsten unter ihnen unser Gefährt und vor allem unser Dachzelt in welchem wir schlafen. Es wurde viel gelacht und noch viel mehr Herzlichkeit ausgetauscht. Eine Begegnung sie für immer in unserer Erinnerung bleiben wird.

Atemberaubende Landschaften

Guinea besticht durch seine aussergewöhnliche Vegetation. Das subtropische Land ist sehr grün, bergig und verfügt über viel Kulturland. Es schien uns, als müsste in diesem Land kein Hunger herrschen. Der Ressourcenfluch ist aber auch hier zu erkennen. Es ist das erste Land auf unserer Route in welchem wir die Auswirkungen vom Ressourcen-Raubbau an der Bevölkerung vor Augen geführt bekommen haben. Externe Interessengruppen bereichern ein paar wenige Familien im Land und schröpfen als Gegenleistung die natürlichen Schätze des Landes ab. Der Bevölkerung kommt nur wenig zugute und so gibt es nicht für das ganze Land flächendeckende Wasserversorgung, Kanalisation oder Strom.

Unsere Reise führte uns in die Hauptstadt Conakry – das erste totale Verkehrschaos auf unserem Abenteuer – wo wir die Hilfsbereitschaft und Kreativität der Guineer erleben durften. Auf dem Weg in den Westen besuchten wir die Region Fouta Djallon mit ihren Bergen, Wasserfällen, Canyons und subtropischen Regenwäldern. Es war kühler und nasser als zuvor, was uns aber entgegenkam.

Conakry - Die geordnete Unordnung

Die Hauptstadt Conakry platzt aus allen Nähten. Auf einer Art Halbinsel gelegen, ist sie nur über eine Hauptverkehrsachse erreichbar. Dummerweise wurde die gerade neu gemacht und so fanden wir uns immer wieder in Situationen, in denen wir weder vorwärts- noch rückwärtsfahren konnten. Wir amüsierten uns aber sehr daran und genossen dieses Eintauchen in den Alltag der Bewohner Conakrys, wohlwissend, dass wir nicht ewig hier bleiben werden. Generell ist die Stadt – wo immer man auch ist – stark überfüllt und so nutzten wir vor Ort Mototaxis, um uns zu fortzubewegen. Die Fahrten waren zumeist sehr abenteuerlich und wir benötigten ein paar Eingewöhnungsfahrten, bevor wir nicht mehr blutschwitzend am Ziel ankamen. Es dauerte nicht lange und wir fühlten uns sehr wohl auf den Motorrädern.

Die Schimpansen von Bossou und ihr Grüner Korridor

Im Südosten des Landes besuchten wir die Schimpansenforschungsstelle von Bossou. Die Schimpansen von Bossou erlangten Weltruhm durch ihre aussergewöhnlichen Fähigkeiten mehr als zwei Dutzend Werkzeuge in ihrem Alltag einzusetzen. Wir durften vor Ort viel über Schimpansen, ihre Lebensweise und die Forschungsstation hören und lernen. Die Bossou-Wälder sind durch die Abforstung von den grösseren Wäldern des Nimba-Gebierges getrennt, was dazu führt, dass die Bossou-Schimpansen-Gruppe langsam ausstirbt. Seit Jahren wird versucht einen grünen Korridor zwischen den beiden Gebieten zu errichten. Jahrzehnte versuchten dies ausländische Organisationen, da sie die Einzigartigkeit der Bossou-Schimpansen erkannten. Sie schafften es jedoch nie, die lokale Bevölkerung in ihre Pläne zu integrieren. Dadurch wurde der grüne Korridor immer wieder Opfer von Brandrodungen der ansässigen Bauern, welche die Felder für ihre Tätigkeiten benötigen. Seit einigen Jahren liegt die Verantwortung nun beim Forschungszentrum mit einem einheimischen Direktor. In wenigen Jahren konnten grosse Fortschritte erzielt werden und eine mögliche Rettung der Schimpansen-Gruppe wird immer wahrscheinlich.

Ein weiteres Beispiel für die unnötige Einmischung ausländischer Interessengruppen beim Versuch afrikanische Herausforderungen zu lösen. Ohne die Erkenntnis der einheimischen Bevölkerung, dass ein Projekt ihnen wirklich etwas bringt, können keine Fortschritte erreicht werden.



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