Gambia

Gambia ist das kleinste afrikanische Land auf dem Festland. Es ist komplett umschlossen von Senegal. Anders als im grossen Nachbarstaat, wird in Gambia englisch gesprochen. Dies führte bei uns zu kurzen Verwirrungen, war davor Französisch die Sprache, um uns verständigen zu können.

Die ersten Kilometer im Land fuhren wir auf sehr guten Strassen. Die Wiesen waren grün und hohe Bäume säumten unseren Weg. Gambia umschliesst den gleichnamigen Fluss Gambia und ist das bisher «grünste» Land auf unserer Reise.

Wir waren ebenfalls auf die traumhaften – wie uns im Vorfeld erzählt wurde – Strände gespannt und freuten uns auf einige Tage am Strand. Diese konnten wir aber nur mit Hilfe einer Fähre über den Gambia erreichen, was somit einem ersten Highlight in der neuen Umgebung gleichkam.

Einblick in eine Privatschule

Serekunda – ein Vorort der Hauptstadt Banjul - wurde für einige Tage unsere Homebase. Wir durften Dötnius mitsamt unserem Dachzelt auf einem Compound einer deutsch-gambischen NGO parkieren. Diese Bekanntschaft ermöglichte uns auch einen Besuch in einer Privatschule, welche regelmässig durch eben besagte NGO unterstützt wird. Geld fliesst dabei immer nur Projektbezogen. Zur Zeit unseres Aufenthalts wurden gerade zwei Dächer von Schulgebäuden saniert. Dem Gründer der NGO war wichtig zu erwähnen, dass die Ngo an sich keinen Besitz hat. So gehört Grund und Boden inklusive aller Gebäude der Schule dem Schuldirektor.

Während unseres Besuches wurden uns alle Schulräumlichkeiten gezeigt, der Direktor informierte uns über die Struktur der Schule, die Lehrpersonen gaben uns Auskunft über ihren Alltag mit den Kindern und zum Abschluss durften wir über die gesanglichen und rhythmischen Fähigkeiten der Kinder staunen.

Wir im Gegenzug zeigten den Kindern wie ihre Schule von oben ausschaut, wie man eine Drohne fliegt und wie wunderschön sie auf Fotos sind.

Im Anschluss an den Besuch führten wir noch ein interessantes Gespräch mit dem Gründer der Ngo und haben dadurch einen noch tieferen Einblick in die operativen und strategischen Herausforderungen der Zusammenarbeit zwischen Schule und NGO erhalten.

Es war für uns der erste Kontakt mit einer aktiv, vor Ort tätigen NGO auf unserer Reise und wird bestimmt nicht der letzte gewesen sein. Entwicklungshilfe ist ein grosses und kontroverses Thema, welches wir mit Spannung weiterverfolgen werden.

Strände

Uns wurde auf keinen Fall zu viel versprochen. Die Strände entlang des Atlantiks sind in Gambia umwerfend schön. Die Sandstrände variieren dabei zwischen hellstem Weiss und dunkelstem Schwarz.

Man mag es kaum glauben, aber wir haben bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Bad im atlantischen Ozean genommen. Gambia war für somit auch in dieser Hinsicht eine Premiere. Sicherlich eine Premiere die diesen Namen verdient.

Strassen von Serekunda - Turntable

Die Strassen im Grossraum Banjuls unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von den bisher gesehenen und erlebten. Vielleicht liegt etwas mehr Sand auf den Fahrbahnen und die Gefahr von Schlaglöchern neben der Strasse sind ebenfalls leicht höher. Wir haben uns schon so an die afrikanischen Strassenverhältnisse gewöhnt, dass uns dies nicht mehr weiter berührt.

Aussergewöhnlich und neu waren zwei Eigenheiten für uns. Die erste betrifft einen Kreisverkehr. Genannt wird er «Turntable» was für uns eher etwas mit Nachtleben und DJ zu tun hat, wie mit einem chaotischen Verkehrsknotenpunkt. In der Tat handelte es sich um so etwas wie das Herzstück der Verkehrsführung in der Agglomeration der Hauptstadt. Dem nicht genug, sind in alle Himmelsrichtungen rund um den Kreisverkehr kleinere und grössere Marktstände aufgebaut. Fussgänger und Autos treffen auf engstem Raum aufeinander. Zu unserer grossen Erleichterung haben wir keinen Unfall miterlebt – das Chaos scheint geordnet von statten zu gehen.

Die zweite Kuriosität sind die sogenannten «TEN-TENs». Autos oder Kleinbussen, welche als Sammeltaxis von einer Strassenkreuzung zur nächsten und wieder zurückfahren. Dies den ganzen Tag. Immer dieselbe Strecke vor und zurück. Als Passagier kommt man dadurch schnell und preisgünstig vorwärts – der Preis pro Fahrt beträgt 10 Dalasis (ca. 20 Cent). Neben den genannten Vorteilen sind wir dadurch immer wieder für kurze Momente ins Gespräch mit Einheimischen gekommen. Viele großartige Erinnerungen, welche wir gerne mit auf unsere Reise und später nach Hause nehmen.

Opferfest - Tobaski / Eid ul-Adha / عيد الأضحى

Lange Zeit war für uns nicht klar wo wir, während diesem höchsten islamischen Fest – dauert vier Tage – sein werden. Die Vorbereitungen auf die Festlichkeiten konnten wir seit Wochen beobachten. In Gambia angekommen, wussten wir, dass wir zumindest in diesem Land sein werden, aber nicht, ob wir die Möglichkeit erhalten werden mit gläubigen Einheimischen zu opfern und feiern.

Durch Zufall lernten wir eine deutsche Frau kennen, die seit 15 Jahren regelmässig in Gambia für Hilfsorganisationen arbeitet und ein grosses Netzwerk in der lokalen Bevölkerung hat. Sie erzählte uns von einer Familie und ihrer Patenschaft der zweitältesten Tochter. Die besagte Familie hatte stark unter den Folgen von Corona zu leiden und konnte sich in diesem Jahr kein Opfertier leisten und so schien die Festlichkeit ausbleiben zu müssen. Zu dritt entschieden wir uns, der Familie und der umliegenden Community unter die Arme zu greifen und für die Auslagen einer Ziege als Opfer aufzukommen.

Als Ehrengäste durften wir am wichtigsten der vier Feiertage am Gebet in der Moschee teilnehmen. Hunderte von Gläubigen beteten zusammen. Alle waren über unseren Besuch informiert und so wurden nach dem Gebet Hände geschüttelt, Fotos gemacht und viele Fragen beantwortet. Anschliessend wurde im Kreise der Familie die Ziege geschlachtet, zerlegt und das Fleisch auf mehrere Familien verteilt. Die gesamte Ziege wurde verwertet, nichts weggeworfen. Den ganzen Nachmittag und Abend wurden Gerichte zubereitet und direkt im grossen Kreis und aus einem Topf zusammen verspeist.

Vollends gesättigt mit Essen, Eindrücken und vielen neuen Gedanken, verliessen wir die Familie etwas wehmütig. Wir konnten ihnen zwar einen festlichen Tag bescheren, die Probleme des Alltages und die ökonomischen Herausforderungen konnten wir allerdings nicht beseitigen. So bleibt uns und ihnen nur eine schöne Erinnerung. 

Kartong - Der letzte Tag in Gambia

Unsere letzte Nacht in Gambia verbrachten wir nochmals am Strand. Wie es der Zufall wollte, trafen wir auf eine ganze Gruppe Fischer, welche nachts aufs Meer fuhren, um mit etwas Glück genügend Fische zu fangen, um ihre Familien ernähren zu können.

Beim gemeinsamen Warten auf die Dunkelheit der Nacht konnten wir ein letztes Mal einen der atemberaubenden gambischen Sonnenuntergänge beobachten. Zu uns gesellte sich noch eine Kuhherde, welche sich zur Abendruhe am Strand einfand.

Mitten in der Nacht durften wir den Fischern helfen ihre Netze aus dem Wasser zu ziehen. Beim darauffolgenden Aufteilen der Fische, sowie den Verhandlungen mit den Marktfrauen – diese kauften den Fischern die frischen Fische ab, um sie am darauffolgenden Tag an den Marktständen zu verkaufen – waren wir an vorderster Front dabei.

Spät nachts verabschiedeten wir uns von den Fischern, welche uns sichtlich glücklich – der Fang war in jener Nacht gut – verliessen und uns als Dankeschön noch einen Sack frischer Fische daliessen.

Es war für uns eine besondere Erfahrung, durften wir wiederum die Offenheit und Herzlichkeit der lokalen Bevölkerung erleben. Wir fühlten uns vom ersten Augenblick, dem ersten Lachen an integriert und dazugehörig.



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