Ghana

Ghana ist das erste Land auf der Westroute in welchem englisch gesprochen wird. Mit der unterschiedlichen Sprache kamen auch neue Gesprächsthemen auf.

Unsere Route führte uns zuerst an die Küste zu einem UNESCO Weltkulturerbe und danach nach «Cape3points» dem angeblich südlichsten Ort Westafrikas. Der Weg war gesäumt von Kautschuk-Baumplantagen, welche für uns ein – wahrscheinlich auf Grund des Regens – wie weinende Bäume aussahen.

Nachdem wir wieder einige Tage am Strand verbracht haben, die lokale Bevölkerung kennengelernt haben und mit den Fischern auf ihrem kleinen Fischerboot Wale beobachten waren, führt uns der Weg zu Yayra Glover, dem Bio-Cacao-Unternehmer Ghanas mit einem engen Bezug zur Schweiz. Cacao ist neben Kautschuk eines der Haupt-Exportgüter Ghanas und ist die Haupteinnahmequelle tausender Ghanaer.

In der Hauptstadt Accra durften wir die neue Schweizer Botschafterin zu einem Kaffee treffen und waren zu Gast in einer Reggae-Radio-Show, in welcher wir mit Reggae Bombadier über Ghana, unsere Reise und die Welt als Ganzes sprachen.

Die letzte Etappe führte uns in die Volta-Region, in welcher der grösste Stausee der Welt liegt und mit den Wli-Falls ein weiteres Mal die höchsten Wasserfälle Westafrikas zu sehen sind. Bei dieser Wanderung kam uns unsere Bergerfahrung unheimlich zugute, da unser Guide in einem Grundtempo den Berg hoch marschierte, welches für ungewohnte Berggänger wohl kaum zu bewältigen gewesen wäre. 

Pfahldorf Nzulezo – UNESCO World Cultural Heritage Site

Auf unserer Route befinden sich immer wieder Stätten, welche das Label UNESCO Weltkulturerbe tragen. Wann immer möglich, versuchen wir diese zu besuchen, da wir mit unserer Anwesenheit zum Erhalt der einzigartigen Orte beitragen. Tourismus ist für diese Orte eine der wichtigsten Einnahmequellen und bildet daher für die Menschen vor Ort die Lebensgrundlage.

Das Pfahldorf Nzulezo ist nur über eine ungefähr 15-minütige Bootsfahrt erreichbar. Der erste Teil des Kanals wurde eigens für die Touristen ausgehoben, damit diese nicht zu weit laufen müssen. Generell wurde viel unternommen, damit die Touristen ein möglichst bequemes Besuchserlebnis erfahren.

Im Dorf angekommen war uns sofort klar, warum dies eine erhaltenswerte Stätte ist. Die Einzigartigkeit der Lebensform ist unverkennbar. Jedoch erkannten wir bei den Bewohnern eine gewisse Müdigkeit gegenüber den Touristen, was wohl an der grossen Anzahl täglicher Besucher liegen mag.

Kultur, Landschaft und Menschen

Ghana ist ein Land mit einer ausgeprägten Vegetation. Durch die regelmässigen und üppigen Regenfälle ist es sehr grün und hat viele unterschiedliche Pflanzenarten. Der Cacaoanbau und die Gewinnung von Kautschuk zählen neben der Fischerei zu den Hauptwirtschaftszweigen und schaffen Arbeitsplätze für viele Menschen. Die Plantagen, Wälder und ihre Früchte prägen daher nicht nur den Alltag der lokalen Bevölkerung, sondern auch das Bild Ghanas, welches man beim Reisen erhält.

Cape3points – südlichster Punkt Westafrikas

Viele Wege führen nach Cape3points. Dies erlebten wir bei unserer Anreise sehr deutlich. Ein Weg war auf Grund einer fehlenden Brücke nicht passierbar. Ein Weiterer durch den hohen Wasserstand eines Flusses unmöglich befahrbar und beim dritten wurden wir zu einem halbprofessionellen Abschleppunternehmen. Der Regen der vergangenen Tage hatte der Strasse derart zugesetzt, dass die lokale Bevölkerung mit ihren Autos und anderen Vehikeln regelmässig steckenblieben. Dötnius meisterte die ihm gestellten Herausforderungen bravourös und zog ein Fahrzeug nach dem anderen die matschigen Hänge hinauf.

In Cape3points angelangt, fanden wir wunderschöne Sandstrände vor, gemütliche Lodges, die uns unverhofft ein wenig Luxus auf der Reise bescherten und eine sehr gastfreundliche lokale Bevölkerung. Der perfekte Ort, um ein paar Tage auszuspannen.

Walbeobachtung auf einem Fischerboot

Im Golf von Guinea findet man noch immer grosse Fisch- und Walvorkommen an. Organisiertes Walbeobachten auf grossen Schiffen gibt es jedoch nicht. Die Fischer vor Ort luden uns ein, mit ihrem Fischerboot aufs offene Meer zu fahren und mit etwas Glück Wale sehen zu können. Gesagt getan und nach etwas Seekrankheit auf dem wackligen, schrägliegenden Fischkutter zeigte sich uns eines dieser aussergewöhnlichen Tiere. Total fasziniert von der Schönheit und Grösse dieses Meerbewohners, geriet die Übelkeit aufgrund der Schaukelei für einen Moment in Vergessenheit. Die Erinnerung an dieses Erlebnis wird wahrscheinlich nie in Vergessenheit geraten.

Kleidermarkt in Accra – Herausforderung Fastfashion

Finden in den westlichen Ländern nicht mehr gebrauchte Kleider den Weg in die Altkleidersammlung, geht die Reise für die Kleidungsstücke erst richtig los. Hegt man bei uns zu Hause noch die Wunschvorstellung mit der edlen Spende den ärmeren der Welt etwas Gutes zu tun, ist man weit gefehlt. Aus dem guten Ansatz hat sich ein globales Business entwickelt. Sortiert und in grossen Säcken verpackt, werden diese an Markttreibende – zumeist Frauen, mit wenigen Ausnahmen – verkauft, welche diese wiederum der lokalen Bevölkerung weiterverkaufen. Was nicht verkauft werden kann wird entweder verbrannt oder in noch ärmere Länder der Welt weiterverkauft.

Durch die zunehmende Fast Fashion Produktionen – schneller, günstiger und qualitativ schlechter - und den aufkommenden Secondhand-Lebensweisen in der westlichen Welt, gelangt immer schlechtere und unverkäuflichere Ware auf die Märkte der dritten Welt.

Über diese Entwicklung konnten wir in Accra mit vielen Markttreibenden sprechen. Beide angesprochenen Tendenzen berauben die Menschen vor Ort ihrer wichtigen Einkommensquelle zunehmend und erschweren ihr Leben massiv.

Die letzte Reise in einem Apfel

Im christlich geprägten Ghana hat sich eine eigene Kultur entwickelt, wenn es um die Verabschiedung ihrer Angehörigen und Freunde aus dem Leben geht. Das Leben des Verstorbenen wird über mehrere Tage mit der ganzen Gemeinschaft gefeiert. Am aussergewöhnlichsten sind jedoch die kunstvollen und einzigartigen Särge. Es handelt sich um wahre Kunstwerke und stellen eine Verbindung zum Leben des Verschiedenen her. Die Koffer für die letzte Reise können Autos, Werkzeuge, Tiere oder, im Fall eines Obstbauern, ein Apfel sein. Wir besuchten den wohl berühmtesten Sargbauer Ghanas und schauten den Arbeitern bei ihrer aussergewöhnlichen Arbeit über die Schulter.

Accra – pulsierende Hauptstadt

Die am Meer gelegene Hauptstadt Ghanas Accra bietet alles, was man von einer grossen Stadt Westafrikas erwarten kann. Viele Menschen, viele Märkte, welche zumeist Produktspezifisch zusammengelegt sind – Elektronikmarkt, Kleidermarkt, Handwerkermarkt, Lebensmittelmarkt, usw. -, ein grosses Angebot an Restaurants und Hotels. Die Sonnenaufgänge über dem Meer sind magisch und auf Grund der geografischen Lage Ghanas aussergewöhnlich, ging doch bisher die Sonne immer über dem Meer unter und nicht auf.

Wli-Falls

Im Osten Ghanas liegen die – wiedereinmal – grössten und höchsten Wasserfälle Westafrikas. In einer mehrstündigen Wanderung zu, über, durch und entlang des zweistufigen Wasserfalls überquert man bereits einmal die Landesgrenze zu Togo und kann in die wunderschöne, grüne Landschaft Ghanas eintauchen. Nass wird man auf dieser Wanderung auf jeden Fall. Auch wenn es vielleicht nicht die höchsten Wasserfälle sind – was wir sehr schwer abschätzen können, da alle von uns besuchten Fälle sehr hoch waren – lohnt sich eine Reise zu diesem wunderschönen Ort auf jeden Fall.



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